Korallen-Horror: Wie ich fast im thailändischen Knast landete
Thailand-Urlaub endet fast im Albtraum! Was ich unbewusst in meinem Koffer hatte, hätte mich beinahe ins Gefängnis gebracht! Ein harmloses Souvenir – und plötzlich stand ich kurz davor, mein Leben hinter Gittern zu verbringen. Was mir fast zum Verhängnis wurde und wie knapp ich dem Gefängnis entkommen bin, liest du hier!
Prolog
Juli. Die Sonne brennt auf der Haut, das Meer glitzert, und am Strand von Koh Samui bringt mich mein Freund beinahe um meine Zukunft.
Während ich noch plansche, ist er längst auf Expedition – auf der Suche nach coolen Muscheln und allem, was mal gelebt hat. Wie ein Fünfjähriger mit Schatzsucherblick durchforstet er den Sand.
Als ich aus dem Wasser steige, hält er mir triumphierend eine Koralle vor die Nase.
„Guck mal! Voll schön. Lass die mitnehmen – als Erinnerung!“
„Darf man nicht“, entgegne ich fachmännisch. „Ist verboten.“
„Können wir ja trotzdem erstmal mitnehmen und im Hotel prüfen.“
Und schon verschwindet die Koralle in meinem Rucksack.


Am Flughafen
Immer noch Juli, nur ein paar Tage später. Mein Freund und ich betreten geknickt den Flughafen von Bangkok. Abschiedsstimmung. Kein Pad Thai mehr, keine Tempel, nicht mal die Reisdreiecke aus dem 7-eleven. Und das für die nächsten drei Monate!
Betrübt schleppe ich mich zu den Self-Check-in-Terminals. Kaum angefangen, bin ich schon genervt. Ich klicke mich durch eine endlose Liste an Fragen:
Haben Sie Ihr Gepäck selbst gepackt? – Ja.
Gehört das Gepäck wirklich Ihnen? – Ja.
Enthält Ihr Gepäck gefährliche Gegenstände? – Nein.
Haben Sie etwas für andere mitgenommen? – Nein.
Hat jemand etwas in ihr Gepäckstück gepackt? – Nein.
Haben Sie Ihr Gepäck unbeaufsichtigt gelassen? – Nein.
Hatten andere die Möglichkeit, etwas in Ihr Gepäck zu schmuggeln? – Nein.
Sind Sie sich sicher? – JA!
Nachdem ich also gefühlte zehn Minuten irgendwelche Fragen zu meinem Gepäck beantwortet hatte, spuckt der Automat dann doch meinen Gepäckanhänger aus und ich ziehe von dannen.
Die Erkenntnis
Gelangweilt sitze ich am Gate und warte darauf, dass endlich das Boarding beginnt. Habe bereits versucht, mir die Zeit mit Lesen zu vertreiben. Das hat aber nicht geklappt, weil dauernd irgendwelche Lautsprecherdurchsagen meinen Lesefluss unterbrechen. Immer und immer wieder wird jemand aufgerufen. Ich überlege, warum das eigentlich so ist. Warum habe ich das eigentlich noch nie hinterfragt? Hat bestimmt ganz oft was mit deren Gepäck zu tun. Die packen da bestimmt komische Dinge ein. Was ist eigentlich, wenn man etwas Verbotenes im Aufgabegepäck mitnimmt und es wird entdeckt? Kommt man dann auf die No-Fly-Liste? Und überhaupt, wie kann man eigentlich so doof sein und da etwas Verbotenes mitnehmen? Man weiß doch, was man einpacken darf und was nicht.
Urplötzlich ein Rauschen in meinen Ohren. Ein kalter Schauer läuft mir den Rücken hinunter. Ich sehe mein Leben an mir vorbeiziehen.
Mit aufgerissenen Augen schaue ich meinen Freund an: „Scheiße!“
„Was ist?“, fragt er, und ich frage mich, wie er jetzt was fragen kann, wenn mein Leben jetzt womöglich vorbei ist, warum er das überhaupt nicht checkt, was ich checke, und wieso er eigentlich so ist, wie er ist.
„Die Koralle ist noch in meinem Rucksack! Warum hast du die nicht rausgetan? Das ist alles deine Schuld!“ poltere ich los.
Voller Unverständnis schaut er erst mich an, dann meinen Rucksack. „Ja, dann hol sie halt raus.“
„Doch nicht in diesem Rucksack! In meinem blauen kleinen Rucksack, und der ist im Aufgabegepäck! Da ist jetzt die Koralle drin, und das ist verboten!“
„Oh“, sagt er, „ja, wird schon nicht so schlimm sein.“
Internetrecherche
„Wird schon nicht so schlimm sein“,– der hat leicht reden. Die Schmuggelware befindet sich schließlich nicht in seinem Koffer, sondern in meinem, denke ich noch, bevor ich mich zwinge, ruhig zu bleiben. Jetzt heißt es: einen kühlen Kopf bewahren. Nicht auffällig verhalten. Cool bleiben.
Vielleicht hat er ja recht. Aber vielleicht auch nicht? Ich beschließe, der Ungewissheit ein Ende zu setzen, nehme mein Handy, öffne Safari und tippe in die Suchleiste:
„Korallen aus Thailand mitnehmen legal?“
Ich erhalte prompt eine Antwort:
„Die Ausfuhr von Muscheln, Korallen (oder Teilen davon) ist verboten. Schon das Aufsammeln am Strand wird unter – teilweise heftige – Strafen gestellt.“
Und:
„Viele Souvenirs wie Muscheln, Korallen und Elfenbein unterliegen strengen Ein- und Ausfuhrverboten, deren Missachtung hohe Strafen nach sich ziehen kann.“
Ich bin den Tränen nahe, versuche mir aber nichts anmerken zu lassen. Wenn ich jetzt Welle mache, dann kriegen die mich, bin ich mir sicher und suche unauffällig die Decken und Wände nach Überwachungskameras ab.
Vielleicht bemerkt das mit der Koralle ja auch niemand. Ist ja wirklich nur eine kleine Koralle. Dann komme ich nochmal davon, und ein zweites Mal passiert mir das sicher nicht. Und selbst wenn – die werden mich ja nicht gleich in den thailändischen Knast stecken. Wegen so einer Koralle, beruhige ich mich selbst.
Aber es klappt nicht. Ich bin unruhig. Was kommt jetzt auf mich zu? Geldstrafe? Gefängnis? Haben die hier eigentlich die Todesstrafe? Ich werde noch nervöser. Nahezu panisch. Ich brauche Gewissheit. Nehme wieder mein Handy. Gerade will ich meine Internetrecherche fortsetzen, da halte ich plötzlich inne. Mir fällt auf, dass ich ja im WLAN des Flughafens bin. Überwachen die das? Können die im Zweifelsfall meine Suchanfragen nachvollziehen? Schnell schalte ich mein WLAN aus. Lieber man hat, als man hätte.
Zum Glück habe ich noch ein wenig Datenvolumen übrig. Ich suche nach: „Strafe Thailand Koralle geschmuggelt (ohne Absicht)“
Google liefert:
„Zwei russische Frauen wegen Sammeln von Korallen verhaftet“
„Tourist droht Gefängnis, nachdem er sich auf Korallen gesetzt hat“
„Für Souvenir aus dem Urlaub bis zu 5 Jahre Haft“
Jetzt ist alles vorbei, bin ich mir sicher, die verstehen hier keinen Spaß mit Korallen. Dann warte ich darauf, dass auch mein Name ausgerufen wird.
Höhen und Tiefen
„Das ist alles deine Schuld!“, fahre ich meinen Freund an. „Ich verpetze dich!Du, da kenn ich nix. Das ist mir scheißegal, du hast die Koralle in meinen Rucksack getan! Ich sehe nicht ein, dass ich jetzt die Dumme bin. Ich habs dir von Anfang an gesagt. Ich gehe wegen dir nicht in den Knast, und man geht hier wegen sowas in den Knast!“, schimpfe ich und halte ihm mein Handy vors Gesicht.
Dann fällt es mir plötzlich wie Schuppen von den Augen: Ich kann den ja gar nicht ans Messer liefern! Die Fragen zum Gepäck! Ich habe unterschrieben, dass mir niemand etwas ins Gepäck getan hat. Nervenzusammenbruch.
Mein Freund versucht mich zu beruhigen. Ich denke kurz über Trennung nach.
„Warte mal“, sagt er dann plötzlich. „Wir sind doch schon von Koh Samui nach Bangkok geflogen. Da ist das doch auch nicht aufgefallen. Also wird jetzt auch nichts passieren.“
Ja, das stimmt. Natürlich! Wie konnte ich das vergessen? Mein Gesicht bekommt wieder Farbe, und ich traue mich zu hoffen, dass ich nicht den Rest meines Lebens im thailändischen Gefängnis verbringen muss.
Gerade als ich aufatmen will, setzt er nach: „Aber beim Zoll in Deutschland könnte es vielleicht schon Probleme geben…“
Dann knackt der Lautsprecher. Das Boarding meines Fluges beginnt und ich bin kurzzeitig Single.
Showdown
Nach einem 11 Stunden Flug komme ich in Frankfurt an. Ich bin dankbar, nicht schon in Thailand aufgeflogen zu sein. Jetzt muss nur noch in Frankfurt alles klappen. Gemeinsam mit meinem Freund (habe ihm wieder verziehen) habe ich einen Plan ausgetüftelt: Wir holen den Koffer vom Gepäckband, ich tue so, als wäre mir kalt, hole einen Pullover aus meinem Gepäck, nehme dabei aber die Koralle aus meinem kleinen Rucksack raus und schmeiße sie unauffällig weg.
Idiotensicher denke ich, bis wir an der Gepäckausgabe stehen und mein Koffer nicht kommt. Jetzt haben sie mich, bin ich sicher. Jetzt kriege ich einen Eintrag ins Führungszeugnis, schließlich ist das auch in Deutschland eine Straftat oder so. Ich bin jetzt eine Verbrecherin. Locker werde ich deswegen gefeuert. Das war’s. Bestimmt lande ich auf der Straße. Gerade will ich aufgeben und mich selbst stellen, da kommt plötzlich mein Backpack um die Ecke gefahren. Erleichterung. Zeit für den Showdown. Gleich geschafft. Adrenalin!
Nervös nehme ich mein Gepäck vom Band. Mache es auf, greife rein. Meine Hand tastet nach meinem Rucksack und findet ihn. Heimlich öffne ich ihn und taste sein Inneres nach der Koralle ab. Ich finde nichts. Ich nehme auch die zweite Hand zur Hilfe und schiele dabei immer wieder zu den Zollbeamten, die mich inzwischen mit Interesse beobachten.
Ich suche weiter, aber: nichts. Keine Koralle.
Peinlich berührt lächle ich meinen Freund an. „Hab sie wohl doch rausgetan. Sorry. War falscher Alarm.“

Epilog
In Thailand gibt es die Todesstrafe und mein Freund hätte gerne eine Koralle.
Und falls du auch mal auf Koh Samui Urlaub machen willst, findest du hier meine Empfehlungen. Aber bitte nimm keine Korallen mit!
Hinweis: Werbung, unbeauftragt! Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung beim Leser haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!