Heißluftballonfahrt in Luxor - oder: „35 years no accident“

Es sollte der perfekte Morgen werden: Sonnenaufgang über dem Nil, die Tempel von Luxor im goldenen Licht und ich – schwebend in einem Heißluftballon, dem Himmel so nah wie noch nie. Doch aus dem Traum wurde schnell ein chaotisches Abenteuer, das ich so schnell nicht vergessen werde. Lies selbst, wie ich den vielleicht verrücktesten Start meines Lebens gemeistert habe!

Prolog

Bereits mit 7 Jahren träumte ich davon, einmal die Pyramiden zu sehen. Ich hatte damals bereits alle „Was ist Was?“ –Bücher zum Thema „Altes Ägypten“ in der Bibliothek ausgeliehen und verschlungen (es gab – glaube ich – nur 3) und auf Super RTL lief meine Lieblingssendung „Papyrus“ jeden Tag rauf und runter. Einmal wie Kleopatra sein! Einmal echte Mumien sehen! Einmal in den Pyramiden Hieroglyphen lesen!

Ich weiß noch wie heute, wie ich in jenem zarten Alter meine Eltern fragte, ob wir nicht vielleicht unseren nächsten Urlaub in Ägypten verbringen könnten und wie mein Vater antwortete: „Da isses zu warm! Könn wa machen, wenn du 13 bist!“

Damals habe ich diese spezifische Altersangabe nicht hinterfragt, stattdessen fieberte ich meinem 13. Geburtstag entgegen. Heute weiß ich, dass er sich einfach nur 6 Jahre Zeit verschaffen wollte und hoffte, ich hätte es bis dahin vergessen. Hatte ich nicht, aber mit 13 war ich dann letztendlich auch zu cool, um mit meinen Eltern in den Urlaub zu fahren. Glück gehabt, Papa!

Die Idee

Lange schlummerte dann dieser Kindheitstraum in mir, ganz tief Im Verborgenen.

Im letzten Jahr trat er dann allerdings wieder an die Oberfläche, als ich mich fragte: „Was könnte ich denn noch so in den Sommerferien machen?“ Der erste Teil meines Sommerurlaubs war bereits geplant, aber noch standen mir 10 freie Tage zur Verfügung, die gefüllt werden wollten und so kam ich auf die Idee: Ägypten! Unbedingt nach Kairo! Danach noch nach Luxor mit dem Nachtzug! Und ich war mir sicher: Das wird der Hammer!!!! Und ja: meinen Freund konnte ich dann irgendwie auch davon überzeugen…

Sofort setze ich mich an meinen Laptop und recherchierte, was man in Kairo und Luxor neben den Pyramiden und bekannten Tempeln noch so sehen und erleben könnte. Nach kurzer Recherche wurde ich fündig: HEISSLUFTBALLONFAHRT BEI SONNENAUFGANG ÜBER DEM TAL DER KÖNIGE! Der Hammer! Ich hatte nicht nur ein Top-Erlebnis gefunden, sondern auch DAS Geburtstagsgeschenk für meinen Liebsten! Ich meine, wer würde sich nicht über eine romantische Heißluftballonfahrt freuen?!

Ja, ich dachte, es würde romantisch werden. Ich hatte ja keine Ahnung…

Schnell wurde dann noch der Flug nach Kairo gebucht und ein paar Wochen später landeten wir in Ägyptens Hauptstadt.

Die Umsetzung

Nach ein paar Tagen, die wir in Kairo verbracht hatten, verließen wir die Stadt und fuhren mit dem Nachtzug nach Luxor.

Wer sich so eine Nachtzug-Reise in Ägypten als „cool“ und „abenteuerlich“ vorstellt, den muss ich leider enttäuschen. Der Nachtzug ist nicht der Orientexpress. Die Kabine ist klein und dreckig und vom Klo will ich gar nicht erst anfangen. Nichts desto trotz erreichen wir Luxor – ohne die Krätze bekommen zu haben.

An unserem Ankunftstag ging es dann auch ganz früh ins Bett, dann am nächsten Tag erwartete uns schließlich die lang herbeigesehnte Heißluftballonfahrt.

2 Uhr nachts klingelte der Wecker, 3 Uhr ging es dann endlich los. Mit einem Van wurden wir von unserem Hotel abgeholt, fuhren zum Nil, von dessen Ufer uns dann eine Feluke auf „die andere Seite“ des Flusses schipperte. Anschließend noch eine kurze Autofahrt – wieder im Van und als wir schließlich ausstiegen, sahen wir, wie gerade ein Dutzend Heißluftballons ready gemacht wurden.

Nur ein "kleines Malheur"

Fasziniert stand ich vor den Ballons und beobachtete, wie sich diese langsam aufrichteten. Die ersten Ballons waren bereits mit Menschen besetzt und schwebten nach oben.

Damit die Ballons durch ihr Gewicht nicht schon vorher abheben, wurden sie übrigens mittels je eines Abschleppseils an den parkenden Vans der Veranstalter befestigt.

Meine Augen leuchteten und ich filmte und fotografierte das Spektakel. Ich war stolz auf mich. Eine richtig gute Idee hatte ich da. Ein richtiger „once in a lifetime moment“, „ Spektakulär!“ und „wie schön“, dachte ich selig und klopfte mir innerlich auf die Schulter.

Plötzlich ein Knall! Einer der Guides sprintete durch mein Sichtfeld. Erst wusste ich nicht, was hier eigentlich gerade geschehen war. Mein Blick folgte dem Guide, der – so realisierte ich dann – einem Abschleppseil hinterher hechtete. „DAS ABSCHLEPPSEIL IST GERISSEN!!!“, kombinierte ich wie ein moderner Sherlock Holmes.

Ich schaute zum Ballon, zu dem das Seil gehörte. Dieser war bereits zur Hälfte mit Menschen gefüllt und erhob sich nun langsam in die Lüfte.

Der Guide, der seine gesamten Geschwindigkeitskapazitäten mobilisiert hatte, versuchte noch, beherzt nach dem Seil zu greifen, erkannte dann aber doch die aussichtslose Lage und überließ den Ballon seinem Schicksal.

Der Ballon gewann nun immer weiter an Höhe, das war sicherlich ein Problem. Ein zweites Problem kam gleich noch hinzu, da der Ballon nicht senkrecht begann in die Höhe zu steigen, sondern nach links abdriftete. Links stand allerdings noch ein zweiter Ballon. Es kam, wie es kommen musste. Mit offenem Mund sah ich, wie beide Ballons kollidierten. Der Korb des besetzten Ballons wurde dabei gegen die Ballonhülle des noch leeren Ballons gedrückt. Die Passagiere schrien. Ich schrie. Letztendlich riss der Korb die Ballonhülle auf und der besetzte Ballon entschwebte nach oben. Mein Freund kommentierte das Geschehnis mit „kleines Malheur“, während ich mich fragte, ob überhaupt schon ein Pilot an Bord gewesen war…

35 years no accident

Während ich immer noch versuchte, das gerade Gesehene zu verarbeiten, wurde es auf einmal hektisch neben mir. „Einsteigen, einsteigen!“, hieß es, „Der Ballon ist fertig.“

Mein Freund nahm mich an die Hand und führte mich zu „unserem“ Ballon, der zum Abheben bereit war. Augenscheinlich musste es nun schnell gehen, denn es wurde immer hektischer und anscheinend wartete man nur noch auf uns.

„Wie einsteigen?“, dachte ich schockiert. Hatte denn hier niemand außer mir mitbekommen, was hier gerade passiert war? Zögerlich schaute ich meinen Freund an, der mich wiederum erwartungsvoll anschaute. Unsicher schüttelte ich mit dem Kopf. „Ich steig da nicht ein!“, sagte ich schließlich. Anscheinend hatte nun auch der Guide meine Verunsicherung mitbekommen. Und nun redeten beide – Freund und Guide – auf mich ein, dass ich doch jetzt ganz schnell einsteigen müsse.

In meinem Kopf immer noch die Bilder vom „verheerenden Balloncrash“. Vor mir zwei Männer, die mich dazu bringen wollten, in diese Todesfalle einzusteigen. „Was mache ich jetzt?“ dachte ich mir. Schließlich tat ich das, was man als erwachsener Mensch nun mal so macht, wenn man überfordert ist und Angst hat. Ich fing an zu heulen.

Nun waren auch die beiden heillos überfordert. Verzweifelt versuchte mich der Guide immer wieder zum Einsteigen zu bewegen und argumentierte „Balloon good quality. From England. 35 years no accident.“ Und tatsächlich: schluchzend stieg ich ein.

Ich kauerte mich auf den Boden, heulte immer noch, war mir sicher, dass ich jetzt sterben würde, während der Ballon abhob und sich alle übrigen Passagiere über den schwebenden Ballon und die aufgehende Sonne freuten.

Irgendwann riskierte ich dann doch einen Blick über den Rand des Ballon-Korbes und nach und nach wurde ich immer mutiger, bis ich schließlich endlich wieder aufrecht stand und versuchte, die Fahrt zu genießen. Was nur so semi gut klappte.

Internetrecherche

Nach einer dreiviertel Stunde des Grauens kamen wir dann sicher auf festem Boden an. Ich war froh, wieder unten zu sein, gab mich, als man mir das Ballon-Fahrt-Zertifikat überreichte, betont lässig.

Zurück im Hotel reflektierte ich die Geschehnisse. Hatte ich überreagiert? Sah es schlimmer aus, als es eigentlich war? Dann fiel mir wieder ein, was der Guide gesagt hatte, um mich zu beruhigen: „35 years no accident“.

Ich traute der ganzen Sache nicht, also begann ich eine kleine Internetrecheche. In die Suchleiste von Google tippte ich nun „Heißluftballon Unfall Luxor“ ein – und wurde prompt fündig:

19 Touristen sterben: Ballon explodiert über Luxor

18 Urlauber fliegen mit Ballon in den Tod

Nach Kollision von Heißluftballons: Flüge über Luxor gestoppt

Heißluftballon kollidiert mit Strommast und explodiert

So lauteten nur einige der Schlagzeilen – die teilweise auch nur 1 Jahr alt waren!!!

Nun war ich mir sicher: Ich (also eigentlich die Passagiere in dem Ballon, dessen Seil gerissen war) war nur knapp einer Katastrophe entkommen!!!! Glück im Unglück! Schutzengel! Wir hätten alle draufgehen können!!!! Und: Ich fahre nie wieder mit einem Heißluftballon!!!

Epilog

Diesen Blogbeitrag möchte ich mit der Risikobewertung meines Freundes abschließen. Er sagt: 

Es wurde mir mehr geboten, als ich erwartet habe. Ich fands eigentlich nicht schlecht. Klar, die hatten da ein kleines technisches Problem, aber das kann schon mal vorkommen.

Hinweis: Werbung, unbeauftragt! Bei diesem Text handelt es sich um einen redaktionellen Beitrag, der unbeabsichtigt durchaus eine werbende Wirkung beim Leser haben könnte, ohne dass ich von irgendeinem Unternehmen dafür beauftragt wurde!

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