Wenn dein Flug dich ghostet - Teil 2

Herzlich willkommen zurück zu meiner (unfreiwilligen) Reise durch Flughafenchaos und Verspätungen! Falls du Teil 1 noch nicht gelesen hast, lohnt sich ein kurzer Blick darauf – dort erzähle ich, wie alles begann: vom Anflug aufs Chaos über einen geplatzten American Dream bis hin zu verschwundenen Flugzeugen.

Und für alle anderen: Schnall dich an – jetzt kommt Teil 2. Es wird turbulent.

Flugzeug

Große Ankündigung – kleine Geste

Keine 5 Minuten nach der Durchsage sitzen wir mit unserem Bier am Gate. Wir wollen keine Neuigkeiten verpassen. Wenn es Änderungen gibt, wollen wir die Ersten sein, die Bescheid wissen. Dass man in Amerika in der Öffentlichkeit – also außerhalb von Bars – keinen Alkohol trinken darf, interessiert uns jetzt herzlich wenig. Auf eventuelle Strafen pfeifen wir und nuckeln an unseren Flaschen. Nimm das, Amerika!, denke ich und fühle mich wie Bonnie von Bonnie und Clyde.

Plötzlich knarzt der Lautsprecher. Eine Frauenstimme ertönt. Sie gibt bekannt, dass sich die Fluggesellschaft dazu entschieden hat, uns eine Entschädigung zukommen zu lassen. Na Bingo!, denke ich. Vielleicht ´nen Gutschein in Höhe von paar Hundert Euro oder ein Businessclass Upgrade für den nächsten Flug, mutmaße ich.

Ich muss nicht lange rumrätseln. Die Stimme aus dem Lautsprecher erklärt, dass wir uns bei ihr einen Voucher in Höhe von 12$ abholen können. Ein Raunen geht durch die Menge. Irgendwo in der Ferne ein leises Lachen. Dann tritt ein Brite hervor. Er ist stinksauer und brüllt durch den Flughafen: 12$? This is ridiculous!, und mehr verstehe ich leider nicht, da er wahrscheinlich auch schon 2 Bier für 18$ hatte.

Planänderung

Mein Freund und ich schauen uns an. 2 Minuten später bin ich dabei, den Rest meines Premium Bieres zu exen, weil mein Freund nun entschieden hat, den Flug umzubuchen und sich dazu nun Informationen einholen will. Die Informationen gibt es am Gate B11 und B11 ist ungefähr 20 Minuten von unserem Gate entfernt. Wir laufen also los – Zeit genug haben wir ja.

Nach ein paar Minuten fällt uns auf, dass der Flughafen komplett leer ist. Wir und die übrigen Passagiere, welche ebenfalls nach London wollen, scheinen die einzigen Menschen zu sein, die es noch nicht geschafft haben, diesen Flughafen zu verlassen. Und so ist es wenig überraschend, dass wir, als wir nach 20 Minuten dann bei B11 ankommen, einen gänzlich leeren Schalter vorfinden. Nix mit umbuchen also. Das Personal hat schon Feierabend.

Stinksauer trotten wir zurück. Kurz vor unserem Gate erblicke ich eine zusammenkauerte Person auf den leeren Stühlen der Abflughalle. Beim näheren Hinsehen erkenne ich, dass es der Brite ist, der Welle wegen des 12$ Vouchers gemacht hat. Dort kauert er nun und Tränen fließen ihm übers Gesicht. Und egal, ob er nun wegen des Fluges weint oder wegen des absurden Bierpreises – ich verstehe ihn.

Das Wunder von Philadelphia

Wir kommen am Gate an. Setzen uns. Ich habe mich bereits aufgegeben – dann knarzt der Lautsprecher ein weiteres Mal. Endlich. Die langersehnte Nachricht: Die Crew hat sich entschieden, den Flug nun doch anzutreten und das Boarding beginnt. Leute fallen sich in die Arme. Irgendwo ein Feuerwerk. Ich stolpere noch kurz über die Formulierung „Die Crew hat sich entschieden, den Flug nun doch anzutreten“, denke aber nicht länger darüber nach.

Nur kurze Zeit später ist endlich der Moment gekommen: Wir sind im Flieger und sitzen auf unseren Plätzen. Ich habe den Moment so lange herbeigesehnt und doch fühlt er sich nicht so magisch an, wie ich gehofft hatte. Flugangst überkommt mich. Was, wenn sie das, was sie repariert haben, nur notdürftig zusammengeflickt haben? Wenn noch etwas anderes kaputt ist? Ich bin mir sicher, in einer Todesfalle zu sitzen, versuche aber, mir nichts anmerken zu lassen. Jetzt nur nicht durchdrehen! Cool bleiben!, befehle ich mir.

Aber das Gedankenkarussell dreht sich unermüdlich weiter. Immerhin haben die jetzt über 5 Stunden gebraucht, um das Flugzeug zu reparieren. Hier muss was Größeres kaputt gewesen sein, kombiniere ich messerscharf . Vertrauen in die Luftfahrttechnik habe ich nicht. Stattdessen sehe ich das Flugzeug nach dem Start direkt in einem riesigen Feuerball aufgehen- ungefähr so wie in Final Destination.

Prioritäten

Plötzlich nehme ich im Augenwinkel eine aufgeregte ältere Frau wahr. Sie hat die Taste gedrückt, durch die man das Bordpersonal rufen kann. Eine Stewardess steht neben ihrer Sitzreihe. Die Frau beschwert sich, dass ihr Entertainmentsystem nicht funktioniert. Egal, wie oft sie auf den Bildschirm drückt – dieser bleibt schwarz.

Die Stewardess gibt sich unbeeindruckt. Ja, ich weiß, meint sie. Das Entertainmentsystem funktioniert an vielen Sitzen nicht, erklärt sie. Man habe versucht, es zu reparieren, daher auch die Verspätung.

Mir fällt die Kinnlade runter. 5 Stunden Verspätung wegen des Entertainmentsystems? Der Flug wäre beinahe gecancelt worden, weil die Passagiere keine Filme gucken können? Der ganze Stress deswegen? Ich musste 18 Dollar für Bier ausgeben, weil die nicht ohne Entertainmentsystem fliegen wollten? Ich bin stinksauer. Gerade will ich schon Welle machen, da überkommt mich plötzlich ein Gefühl der Erleichterung: Somit ist sonst nichts am Flugzeug kaputt und wahrscheinlich werde ich den Flug überleben. Hoffe ich zumindest.

Und wenn du wissen willst, welche Überraschung am Flughafen in London auf mich wartete und warum ich (schon wieder) geheult habe, dann sei gespannt auf Teil 3!

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